Mittwoch, 25. Juni 2014

München - Schäftlarn (27 km + 4 km ohne Rucksack)


Da ich gestern nicht mehr zu dem hochgelobten Kuppelsaal des Justizpalastes eingelassen wurde, wollte ich das heute Morgen noch nachholen. So stand ich zeitig auf und war um halb neun schon unterwegs. 
Den Kuppelsaal durfte ich mir dennoch nicht einfach anschauen. Mit Sack und Pack musste ich durch die Personenkontrolle!
Zuerst Uhr, Weste und Ketten ablegen, Tablet aus dem Rucksack holen (kam ich relativ leicht dran), durch die Kontrolle gehen - und natürlich piepte es. Leibesvisitation, dann die Frage, ob ich eine Schere im Rucksack hätte - klar, und auch eine Nagelfeile! Vom Taschenmesser hat seltsamerweise niemand geredet.
Meine Frage, ob ich den Rucksack nicht einfach stehen lassen könne, wurde abschlägig beantwortet.
Ich überlegte noch, ob ich wirklich vor aller Augen das Innerste meines Rucksacks nach außen drehen wollte, da hakte die einzige anwesende Frau nach: Wie lange ich weg sei und wo ich genau hin wolle.
Auf meine Antwort hin - für etwa 5 Minuten in den Kuppelsaal, der in 2 Metern beginnt - durfte ich (ausnahmsweise!) meinen Rucksack doch stehen lassen, bekam aber eine Münze dafür, muss ja alles seine Ordnung haben!
Der Kuppelsaal war jedenfalls wirklich sehr schön, aber so richtig genießen konnte ich das nach dem ganzen Heckmeck leider nicht.


Über den Karlsplatz und die Neuhauser Straße, vorbei an der Michaelskirche (hier befindet sich das Grab Ludwigs des II, des "Bayernkönigs"), gelangte ich zur Kirche St. Jakob, wo der Münchner Jakobsweg beginnt.


Immer am Ufer der Isar entlang konnte ich mich heute kaum verlaufen.


Mir begegneten viele Spaziergänger, die meisten mit Hund. Alle Sorten gab es da, große und kleine, folgsame und nicht erzogene, braune, weiße, gefleckte und schwarze, aber alle hatten sichtlich ihren Spaß. Einer sprang immer wieder in die Isar, stellte sich vor irgendeinen Spaziergänger und schüttelte sich unversehens, das war immer ein großer Spaß (zumindest für den Hund und mich).
Leider wurden die Wolken immer bedrohlicher und bald regnete es dann auch.


Zum Glück war das kein Dauerregen, kurz und heftig, dann war es auch wieder gut.
Die Farbe der Isar war interessant, mal durchsichtig, mal grau, teilweise hellblau, dann wieder von leuchtendem Grün.


Nach etwa der Hälfte des Weges beschloss ich, auf den Isarhochuferweg zu wechseln, da mir sonst vom Kloster Schäftlarn aus ein ordentlicher Anstieg bis zu meiner Unterkunft gedroht hätte, das wollte ich lieber ohne Rucksack machen.
Allmählich machte sich auch Hunger bemerkbar und ich nahm mir vor, im ersten Biergarten, der auf meinem Weg lag, einzukehren. Das dauerte auch nicht lang, da warb der Rabenwirt in Pullach mit einem Biergarten auf den Isarterrassen - das klang doch gut?
Ich stiefelte also in meiner Wanderkluft in den vermeintlichen "Biergarten" hinterm Haus und landete zwischen lauter Anzugträgern bzw. Damen im Businesskostüm, vermutlich im mittäglichen Dienstgespräch. 


Wieder umzudrehen war mir denn doch zu dumm, außerdem war die Aussicht ein Traum und mein Selbstbewusstsein groß genug, um mich auch in nicht angemessener Kleidung wohl zu fühlen. Das Bier und der Obadzde waren lecker, die Bedienung hat keine Miene verzogen und war ausnehmend freundlich und ich konnte meine Studien treiben. 
Am Nebentisch zum Beispiel saßen fünf Männer, eine (sehr zurückhaltende) Frau, wohl Anwälte, einer mit hochrotem Kopf, feist, mit zu enger Krawatte, der meinte, seine KollegInnen mit entsetzlichen Jagdgeschichten unterhalten zu müssen. Die Gesichter sprachen Bände!!
Niemand reagierte auch nur mit einer Silbe! Auch seine Essmanieren ließen schwer zu wünschen übrig, er schlang, von Genuss keine Spur und dennoch war er wohl derjenige, der das Geld und das Sagen hatte (er bezahlte für alle).


Satt, zufrieden und längere Zeit in Gedanken noch mit den Herren vom Nebentisch beschäftigt, setzte ich meinen Weg fort.
Zunächst kam ich an vielen Villen und sehr teuren Kleinwagen (Porsche, Audi TT, BMW Z4 ......) vorbei, offensichtlich zieht es die High Society von München nach Pullach.


Danach ging es lange Zeit auf schönen Wegen durch den Wald. Sogar an einem ehemaligen Mordtatort kam ich vorbei (oder war das nur Totschlag)?


Vereinzelt begegneten (oder überholten) mich hier ein paar Jogger und mit einem wandernden Paar unterhielt ich mich eine ganze Weile. Vom Gewicht meines Rucksacks bis zu den Übernachtungsmöglichkeiten und meinem Durchschnittstempo hatten sie viele interessierte Fragen. Freundlich wünschten sie mir noch einen guten Weg und jeder lief in seiner Richtung weiter.


Bald erreichte ich meine Unterkunft in Hohenschäftlarn, sprang unter die Dusche und beeilte mich, noch vor 18 Uhr am Kloster zu sein, ich wollte mir doch noch die Klosterkirche anschauen. 
Zum Glück ging es 2 Kilometer immer schön bergab, so dass ich noch 10 Minuten zum Besichtigen hatte.


Gruselig fand ich nur wieder die Glassarkophage mit den edelsteingeschmückten Heiligenskeletten. Ich dachte, so etwas findet man nur in Italien.
Nachdem ich noch den Prälatengarten, ein schön angelegter Garten mit etwa 100 verschiedenen Rosensorten, Rittersporn, Lavendel ... eine wahre Pracht für Auge und Nase, angeschaut hatte, hieß es nun, wieder nach Hohenschäftlarn hinauf zu steigen.
Dafür erwartete mich ein gutes, italienisches Abendessen. Dass sich in den Spaghetti ganze Knoblauchzehen verbargen, merkte ich erst, als ich bereits drei davon verspeist hatte. Zum Glück habe ich mein Zimmer für mich alleine.....














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