Freitag, 27. Juni 2014

Starnberg - Inning (25,8 km)


Zuerst habe ich mich heute Morgen kurz vom Starnberger See verabschiedet, im Gegensatz zu gestern hat ihn der Wind leicht gekräuselt und er hat schön geglitzert.
Durch die Maisinger Schlucht, entstanden durch Endmoränen nach der Eiszeit, führte mein Weg bis zum Maisinger See.


Danach ging es durch ein Naturschutzgebiet weiter. Dort muss es auch Schlangen geben, da am Wegrand eine Schlangenhaut lag.


Ich glaube, auch einen Feuersalamander gesehen zu haben, der war aber so schnell, dass ich mir nicht ganz sicher bin.
Bäume mit bizarren Formen standen am Wegrand und immer wieder bildete Nagelfluhgestein kleine Höhlen.


Bald darauf konnte ich in der Ferne die ersten Gletscherberge ausmachen.
Kurz vor dem Kloster Andechs liegt der Eßsee im Wald. Hier hat Konrad Lorenz seine Untersuchungen und Verhaltensforschungen mit Graugänsen betrieben.
Als großer Lorenz - Fan wollte ich mir diesen See gerne näher anschauen, aber er liegt wirklich sehr gut versteckt und alle Wanderwege führen mit Abstand daran vorbei.
Dennoch entdeckte ich einen Trampelpfad, der mich zunächst am immer noch unsichtbaren, weil stark bewachsenen See entlangführte, bis ich vor dem Eingang zum Max-Planck-Institut für Ornithologie stand, wo mir der weitere Weg durch Schranke und Zaun verwehrt wurde. Vom See hatte ich immer noch nichts gesehen! Einfach weiter zu laufen traute ich mich aber auch nicht und zum Fragen war niemand da.


Also gab ich mich mit diesem Bächlein vor dem eigentlichen See zufrieden.
Die ganze Strecke (2-3 Kilometer) wieder zurück zu laufen, dazu hatte ich aber keine Lust. Deswegen plante ich meinen Weg etwas um und wollte über Rothenfelde laufen und danach wieder auf den Jakobsweg stoßen.


Von weitem sah der Ort auch wirklich nett aus!
Beim Näherkommen wunderte ich mich dann schon, dass ich nicht mehr weiter gehen durfte und auch das Fotografieren verboten war - bis ich das Schild "Justizvollzugsanstalt" sah - schöner Mist!
Kein Weg führte außen um das Gelände, überall Felder und Äcker, einzig eine gut befahrene Straße führte in einiger Entfernung vorbei. Ja, natürlich hätte ich auch umdrehen können.
Ich beschloss mich blöd zu stellen (blond bin ich ja), packte aber vorsichtshalber mein Handy weg, damit niemand auf die Idee käme, ich wolle Fotos machen.
Unbeirrt stapfte ich vor mich hin und versuchte möglichst wenig aufzufallen (keine leichte Übung mit einem riesigen Rucksack und als einzige Frau). Komisch geguckt wurde schon - angesprochen hat mich niemand.
Dummerweise endete mein Weg an einem Zaun - wo sonst, wenn schon alle Fenster vergittert waren (aber warum konnte man dann auf der anderen Seite einfach reinlaufen fragte ich mich).
Also Spießrutenlaufen zurück.
Da sah ich einen Justizvollzugsbeamten, dem erklärte ich mein Problem mit einem möglichst hilflosen Augenaufschlag.
Tatsächlich ließ er sich erweichen und schloss mir - AUSNAHMSWEISE(!) -  das hintere Tor auf, so dass ich meinen Jakobsweg bald wieder gefunden habe.
Dem Herrn habe ich versprochen, nicht mehr wieder zu kommen. Da musste er dann doch ein ganz kleines bisschen schmunzeln.


Kurz darauf sah ich bereits das Kloster Andechs auf dem heiligen Berg vor mir liegen.
Je näher ich kam, desto mehr war ich an einen Volkswandertag erinnert. Der Parkplatz war ziemlich voll und Menschenmengen wanderten zum Kloster hinauf, um sich in den Biergarten und das Braustübl zu verteilen. Ich gestehe, das war auch meine erste Anlaufstelle, die JVA hat mich doch einiges an Schweiß gekostet.
Als ich weitgehend wieder hergestellt war, schaute ich das weitere Klosterareal an.
In der Rokkoko - Kirche liegt Carl Orff begraben. 


Insgesamt ist die Kirche stark ausgeschmückt mit viel vergoldetem Stuck, Deckenmalereien und Reliquienschreinen.


Den Weg auf den Turm verwehrte mir zunächst ein Automat, der nur 1€ Münzen fraß. Als dieses Problem gelöst war, gab es nur noch das Rucksackproblem - den lass ich nämlich normalerweise bei der Aufsicht, aber die gab es hier ja nicht. Also kletterte ich mit Rucksack los und hoffte, dass die Stiegen nicht zu eng und zu steil würden.
Also, es ging so grad eben mit einigen Akrobatikeinlagen und einige Stufen bin ich beinahe auf dem Bauch hinauf gerutscht, so eng war es - aber ich bin oben angekommen!!


Die Aussicht war nicht schlecht, aber leider waren alle Fenster vergittert, so dass es schwierig war, ordentliche Fotos zu machen.
Die Leitern wieder runter zu steigen war übrigens gar nicht so arg schwierig!
Länger bleiben wollte ich in Andechs auch nicht, dafür war mir einfach zu viel los!


Mit überraschend vielen Mitwanderern machte ich mich auf den Abstieg nach Herrsching, dort sollte ich ja auch mein Schiff nach Inning noch erreichen.
Lange dauerte es nicht und von meinen anfänglichen Begleitern sah und hörte ich nichts mehr.


Hier wird um Segen für die Forstwirte gebeten.
In Herrsching dauerte es gar nicht lange, bis mein Schiff kam. Ich ergatterte einen gemütlichen Stuhl im Schatten neben einem großen schwarzen Hhund, der mir nicht von der Seite wich und mir, wenn sein Frauchen gerade nicht hinschaute, hingebungsvoll die Hand schleckte.


Die Fahrt nach Stegen dauerte zwar beinahe eine Stunde, aber ich hatte immerhin 12 Kilometer Weg gespart.
Von Stegen nach Inning waren es dann nochmals knapp 2 Kilometer, meist bergauf, so dass ich doch recht froh war, in meinem Zimmer auf einen Stuhl zu sinken.
Habe ja auch wieder viel erlebt heute!






















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