Samstag, 31. Mai 2014

Bayreuth


Im Vergleich zu gestern habe ich heute ein wahrhaft fürstliches Frühstück zu mir genommen, vom Saft über leckeres Rührei, Lachs, frisches Obst, Kuchen..... war alles da, was das Herz begehrt. So habe ich ausgiebig und mit Genuss gefrühstückt, ich hatte ja Zeit. Die Stadtführung begann um 10.30 Uhr, der Bus sollte um 10.10 Uhr fahren (laut Fahrplan in der Rezeption).
Dummerweise fuhr der Bus um 10 Uhr, als ich gerade zur Haltestelle lief aber bereits davon!
Ärgerlich stellte ich fest, dass der Aushang in der Rezeption (auf den ich auf Nachfrage extra hingewiesen worden bin) total veraltet war.
Also nahm ich meine Beine in die Hand und spurtete los.
Leider waren 3 Kilometer in 25 Minuten nicht zu schaffen, außer im gemäßigten Dauerlauf.
So ließ ich mir in der Tourist - Information die entsprechenden Unterlagen zusammenstellen und machte meinen Stadtrundgang auf eigene Faust.


So ein Rundgang will ja gut geplant sein, also suchte ich mir ein nettes Bistro direkt am "Canale Grande", wie die Bayreuther ihren freigelegten Mühlbach nennen. Dort stärkte ich mich mit einem Rossini und startete Richtung Opernhaus, das (genau wie das Festspielhaus und Haus Wahnfried, dem ehemaligen Wohnhaus Wagners) wegen Renovierungsarbeiten nicht besichtigt werden konnte.


Immerhin konnte ich durch den Hofgarten schlendern, einem schönen Park mit sehr alten Bäumen, der am neuen Schloss endete.


Plötzlich glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen, vor mir lief ein Hund mit Rollstuhl! Seine Hinterpartie war gelähmt und hing zwischen zwei Rädern, die Vorderpfoten liefen ganz normal. Sein Frauchen erzählte, sie werde manchmal beschimpft, das sei Tierquälerei. Aber der Hund sei fröhlich und lebendig, er fresse gut und entwickle sich ganz normal. Ein Auto hatte ihn angefahren.


Ich besichtigte Schloss und Schlosshof und bummelte über den Markt. So viele Menschen war ich gar nicht mehr gewöhnt, alle Cafes und Eisdielen waren voll besetzt, jeder freute sich über den Platz an der Sonne.


Ich lief immer wieder kreuz und quer durch die verwinkelten Gässchen, entdeckte nette Restaurants und schicke Boutiquen, einen Tätowierer, der quasi im Schaufenster arbeitete, da wurde mir schon beim Zuschauen fast übel, die Möglichkeit, nach seinem Ableben sicher in den Himml zu kommen


umd manch idyllisches Plätzchen.


Einen Turm zum Besteigen hatte ich auch schnell gefunden. Ein nettes Ehepaar führte Interessenten auf den Turm der Stadtkirche und hatte viele Geschichten zu erzählen.


Die Aussicht von dort oben war grandios.


Allmählich stellte sich auch bei mir Hunger ein und auf einer schönen Sonnenterrasse stärkte ich mich für die weiteren Unternehmungen.


Ich besuchte noch die Markgräfin Wilhelmine, die immer wieder auftaucht, wenn es um die Ausgestaltung der Parks und Schlösser in Bayreuth geht, aber sie hatte wenig Lust, sich mit mir zu unterhalten, irgendwie sah sie auch müde aus!
Mit dem Bus wollte ich noch zur Eremitage fahren, die ein ganzes Stück außerhalb Bayreuths liegt.
Also setzte ich mich in ein Wartehäuschen, wartete 20 Minuten, der Bus kam - und fuhr an mir vorbei.
Ich wurde aufgeklärt, dass die Busse in Bayreuth nur halten, wenn man am Randstein steht.
Nochmal eine halbe Stunde warten - dazu hatte ich keine Lust, also bin ich zurück in mein Hotel gelaufen und habe Wäsche gewaschen und gelesen, war auch schön!
Die Eremitage besuche ich dann einfach morgen früh!









Freitag, 30. Mai 2014

Marktschorgast - Bayreuth (27 km)



Ich habe tatsächlich hervorragend geschlafen. Da ich heute voraussichtlich wieder mindestens 25 Kilometer Weg vor mir hatte, bin ich bereits um 8.30 Uhr unterwegs gewesen. Das Frühstück war allerdings auch nicht wirklich der Hit, sehr viele Wurstscheiben, aber nichts Frisches, kein Joghurt, kein Obst...


Nachdem ich das Zentrum von Marktschorgast verlassen hatte, lief ich lange Zeit an der "Schiefen Ebene" entlang, der Bahnstrecke von Bamberg nach Hof, die mit zahlreichen Stützmauern, Unterführungen und Steindämmen als Meisterleistung ihrer Zeit (1844-1848) gefeiert wurde.



Tatsächlich waren die Bauwerke wirklich beeindruckend. Gleichzeitig führte der Weg durch ein immer enger werdendes Tal stetig bergab, daneben gluckste ein Bächlein, nur die nahe Autobahn störte.


In Himmelkron überfiel ich erst einmal das (offenstehende) Gemeindehaus um meine Regenhose wieder auszuziehen. Es sah nicht nach Regen aus und war viel wärmer als Gestern. 


Die Stiftskirche in Himmelkron gefiel mir gut, vor allem die Deckengestaltung.


Nicht weit davon entfernt steht die moderne Autobahnkirche. Sie sieht aus, wie ein Schiff. Durch ihren segelförmigen Bau erkennt man sie schon von weitem.


Auch der Innenraum ist zwar modern, aber sehr klar und mit leuchtenden, farbigen Elementen gestaltet. Ein schöner Kontrast, diese beiden Kirchen.

 

Mit Himmelkron verließ ich auch das Fichtelgebirge, durch das ich einige Tage gelaufen bin. Heute war die Fernsicht gut genug, dass ich nochmals einen Blick auf seine höchsten Erhebungen, den Schneeberg und den Ochsenkopf, werfen konnte.


Das Wetter wurde immer besser, manchmal blinzelte sogar schon die Sonne hervor. Und Zeit für ein Vesper war auch, da entdeckte ich diese idyllische Bank.


Der Weg führte weiter stetig bergan, wurde aber immer morastiger. Irgendwann hatte ich den Eindruck, ein Pfund Lehm unter den Schuhen hängen zu haben. Am Ende des Weges versuchte ich, die Schuhe im Gras wenigstens ein wenig vom Lehm zu befreien. Dabei sah mir feixend ein Bauer zu und meinte, das sei fränkischer Jura, der sei sehr anhänglich.


Bald darauf bekam ich aber ohnehin wieder saubere Schuhe, als ich diesen Weg hinunter nach Bayreuth lief. 
Irgendwann entwickelte er sich zu einem kleinen Bächlein und rechts und links davon war der schönste Sumpf. Zum Glück stand das Wasser nicht höher als meine Stiefelschäfte und meine Schuhe waren danach wieder einigermaßen sauber. Irgendwo muss der viele Regen der vergangenen Tage ja bleiben.


Dann lagen die Ausläufer Bayreuths vor mir und ich suchte den Weg zu meinem Hotel, das etwas außerhalb lag.
Nachdem ich geduscht und umgezogen und sehr hungrig war, fuhr ich später nochmals in die Stadt.
Ein nettes Lokal hatte ich bald gefunden, aber leider wurde ein etwas eigenwilliger, sehr üppiger, von Hustenanfällen geschüttelter und ständig redender Bayer an meinen Tisch gesetzt (als Alleinreisende braucht man ja etwas Unterhaltung), so dass ich mein Abendessen nicht so richtig genießen konnte. Erst als ich demonstrativ mein Handy vor meine Nase hielt, war er beleidigt und hörte auf, mich voll zu texten.
Der Marktplatz war heute Abend in ein leuchtendes Licht getaucht, da eine rabenschwarze Wolke über der Stadt hing..


Auf dem Heimweg wurde ich noch von einem sehr schönen Sonnenuntergang überrascht.















 








Donnerstag, 29. Mai 2014

Helmbrechts - Marktschorgast (24 km)


Auch heute wieder: Dicke Wolken, Temperaturen im einstelligen Bereich, immer wieder Regen. Aber heute war ich schlauer, habe gleich meine Regenhose angezogen und so waren auch nasse Wiesenwege kein Problem.
Mein Gastwirt schien heute Morgen ziemlich froh zu sein, sich wenigstens mit einem Gast (mir) unterhalten zu können. Er erzählte mir von seinen Fahrradtouren über die Alpen (teilweise im regelrechten Schneetreiben), von den Schwierigkeiten ein Landhotel zu betreiben, von hochwertigem Essen, wir diskutierten über die neuerlichen Überschwemmungen im Osten und er wollte mehr von meiner geplanten Tour wissen - und das alles mit offenem Hosenladen (seinem)!


Die ersten 6 Kilometer führten durch einen wildromantischen Wald, allerdings immer wieder auch mit heftiger Steigung.
Im Moos, an den Gräsern, den Blättern, überall glitzerten Wassertropfen. Hin und wieder regnete es leicht. Bis heute Nachmittag habe ich nicht einen einzigen weiteren Menschen zu Fuß unterwegs gesehen, höchstens mit dem Auto.
Die einzigen Geräusche außer meinen Schritten waren die zwitschernden Vögel, die Regentropfen, das Rascheln der Blätter und manchmal die Autos von der relativ nahen Autobahn.
Die 700 Meter Marke habe ich heute auch um wenige Meter überschritten.
Sicherlich wäre der Rundumblick schön gewesen, im Dunst konnte man weitere Berge allerdings nur erahnen.


Die Kirchen der Gegend tragen Zwiebeltürme und sind sehr opulent ausgestattet und geschmückt.
Auch die Basilika in Marienweiher habe
ich mir heute angeschaut, eine der ältesten Marienwallfahrtskapellen in Deutschland.


In einem extra Raum hängen viele Marienbilder, Danksagungen, Bitten um Hilfe, dort stehen Kerzen und Puppen (?) als Dank.


Auch heute fand ich auf dem Weg nicht eine offene Gaststätte oder ein Cafe! Also mümmelte ich stattdessen mein "Vogelfutter" (Nüsse und Cranberries) mit ein paar Schluck Wasser. Dafür war die Aussicht schön!


Kurze Zeit später tauchten hinter mir 2 Wanderer mit offensichtlich recht schweren Rucksäcken auf.
Einer winkte fröhlich mit dem Stock - ob das auch Pilger waren?
Ich wartete auf die beiden, die sich als Vatertagswanderer herausstellten.
Einer wirkte etwas angeschlagen, meinte, sie seien jetzt schon 12 Kilometer gelaufen, er sei fix und fertig!
Der zweite schalt ihn, er solle nicht so rumjammern und wollte von mir wissen, wie weit ich denn heute schon gelaufen sei. Da war das Erstaunen groß, als ich meinte, 20 Kilometer seien es sicher, erst recht, als ich erzählte, dass ich vor gut 3 Wochen in Görlitz los gelaufen sei.
Die 2 wollten es kaum glauben, fanden es total "cool", dass ich als Frau allein durch die Gegend laufe und das auch noch gerne und freiwillig.
Wir liefen noch ein Stück gemeinsam und als ich mich beschwerte, dass nicht eine Kneipe aufgehabt habe, zog einer der beiden 3 Bierflaschen aus seinem Rucksack und so kam ich doch noch zu meinem Bier. Dass ich meine Flasche vor Ihnen geleert hatte, bescherte mir noch ein paar Pluspunkte (bei mir war es die erste, bei den beiden sicherlich bereits die dritte oder vierte).
Mit vielen Wandertipps und Vorschlägen für nette Biergärten, die ich unbedingt besuchen solle, trennte ich mich wieder von Sven und Martin (inzwischen waren wir beim Du angekommen) und hoffte, dass sie den restlichen Weg nach Hause noch ordentlich schafften, waren zwei Nette.


Jetzt war es nicht mehr weit nach Marktschorgast. Am Wegrand blühten wieder viele Lupinen und ich entdeckte eine hübsche, leicht verwilderte Kapelle.


In Marktschorgast schien, wie auch in den Dörfern zuvor, alles zu schlafen. Erst als ich die Tür zu meinem Gasthof öffnete wurde ich eines Besseren belehrt:
Unglaublicher Lärm aus mindestens 20 Männerkehlen schallte mir entgegen, 20 Augenpaare musterten mich und schon kamen die ersten Anmachsprüche.
Die Gastwirtin beeilte sich, mir meinen Zimmerschlüssel zu geben und meinte, die hätten heute alle Ausgang.
Sehr viel besser war es in meinem Zimmer aber auch nicht, es lag direkt über der Gaststube und draußen bretterten immer wieder Autos über das Kopfsteinpflaster.
So müde wie ich bin werde ich sicher trotzdem prima schlafen.







Mittwoch, 28. Mai 2014

Hof - Helmbrechts (19 km)


Heute Nacht hat es gegossen wie aus Kübeln! Zum Glück regnete es morgens nur noch leicht.
Die ersten Kilometer aus Hof heraus fuhr ich mit dem Bus, ab Osseck begann der markierte Weg.
Im Gegensatz zum Jakobsweg Vogtland, auf dem ich ständig auf der Karte nachschauen musste, wie es weiter ging, da nur sehr sporadisch Zeichen angebracht waren, musste ich heute kaum danach suchen, sie sprangen mir regelrecht ins Auge. Das war ein sehr angenehmes Laufen.


Um mich herum war alles sehr grau und nass, hatte dadurch jedoch auch seinen eigenen Reiz und kalt war es nicht.



Oft säumten Lupinen den Weg, die gerade beginnen zu blühen.


Allmählich wurde der Regen stärker und die Pfützen und Rinnsale immer größer. Richtung Helmbrechts muss es wohl recht heftig geregnet haben.


Das wäre gar nicht so schlimm gewesen, wenn nicht kurz darauf der Weg auf ungemähten Graswegen weiter gegangen wäre. Auf meine Regenhose hatte ich dummerweise verzichtet, weil es heute Morgen ja kaum noch regnete. Meine dünne Wanderhose war im hohen, nassen Gras in kurzer Zeit nass bis zu den Hüften und das Wasser tropfte in meine Schuhe, ziemlich unangenehm!


In Günthersdorf kam ich an einem interessanten Maibaum vorbei. Alle möglichen Wanderutensilien hingen in seinem Kranz. Ich fragte zwei Einheimische, die mir gerne erklärten, das sei für so Leute wie mich, für Wanderer. Jedes Jahr hätten sie ein neues Motto und dieses Jahr das Wandern. 
Mit vielen guten Ratschlägen und Hinweisen, wie der Weg weiter führt (beinahe wären sie mit gelaufen) entließen sie mich wieder.


Nur wenig später entdeckte ich einen sehr netten Gasthof und da es bis Helmbrechts nicht mehr weit war, gab ich meinem Kaffeedurst nach.


Der Apfelstrudel war auch wirklich hervorragend, nur der Mann am Nebentisch ziemlich nervig. Zuerst stellte er mir unheimlich viele Fragen, die ich auch recht bereitwillig beantwortete.
Dann kam er aber auf die Aussteigerschiene und dass man da ja gar kein Geld brauche und auf einer "weißen Plane" im Wald schlafen könne. Im Notfall könne man ja Hartz IV beantragen. Zudem entschuldigte er sich ständig, wahrscheinlich hatte er einen zuviel über den Durst getrunken.


Kurz darauf war ich in Helmbrechts, dort kaufte ich mir noch eine Zeit - mehr zum Schuhe trocken legen als zum Lesen.
Beim Abendessen tagte am Nebentisch der hiesige Bienenzüchterverein. Selten habe ich mehr über Bienen gelernt als heute Abend, vom Desinfizieren des Bienenhauses über das Begatten der Königinnen bis zum Schleudern der Waben wurde so ziemlich jedes Thema angesprochen. Das war sehr interessant!
Für Morgen wünsche ich allen männlichen Lesern dieses Blogs einen schönen Männertag bzw. Vatertag.
Mein Sohn meinte, ich solle mir einen Bollerwagen und ein Bierfass zulegen, damit ich nicht so auffalle morgen.























Dienstag, 27. Mai 2014

Hof



Ziemlich unruhig habe ich heute Nacht geschlafen, Claus hat mich gestern Abend nämlich angerufen und gemeint, ich solle mich beim Schulamt melden, die hätten auf den Anrufbeantworter gesprochen. 
Zum Glück war das Telefonat aber sehr positiv, mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich an eine kleine Grundschule ganz in der Nähe von Höfen versetzt, so dass ich dort sogar hin laufen könnte.
Nach einem sehr leckeren Frühstück habe ich mir Hof noch etwas genauer angeschaut. 
Landschaftlich durchaus reizvoll liegt Hof an den Hängen des Saaleufers, sehr hügelig mit einer Höhendifferenz von fast 200 Metern. 
Aber zur Zeit ist Hof die reinste Baustelle, außerdem ist für so eine kleine Stadt unheimlich viel Verkehr, auch viele LKW fahren hier nahe der Grenze.


Die Innenstadt und das Rathaus sind nach einem Brand im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut worden, aber die Innenstadt wirkt nicht so geschlossen wie bei den Städten im ehemaligen Osten. Vieles ist Stilbruch: die neuen Kaufhäuser, die Reklame, das Straßenpflaster.


Architektonisch interessant ist das Theater mit einigen Comicfiguren davor und darauf:


Anschließend besuchte ich die Sauna im naheliegenden "Hofbad" und genoss einen sehr ruhigen und entspannten Nachmittag. Jetzt hoffe ich nur, dass es sich bis Morgen ausgeregnet hat, zur Zeit regnet es in Strömen!