Sonntag, 6. Juli 2014

Görisried - Kempten (18,7 km)


Blauer Himmel beim Aufwachen - pünktlich um Sieben, ohne Wecker!
Schnell habe ich meinen Rucksack gepackt und mich fertig gemacht und um Acht gab es Frühstück.
Die Dame des Hauses (irgendwo zwischen Siebzig und Achtzig) sah im Dirndl richtig fesch aus - schon gerichtet zum Kirchgang.
So ganz schnell kam ich dennoch nicht weg, weil sich am Frühstückstisch auch das andere Pärchen einfand und sich ein lebhaftes Gespräch über das Pilgern, Pilgerherbergen und Herbergseltern entspann, später dann über die Bauern und die "Milch- und Fleischfabriken" die sich, EU-gewollt, hier entwickelt haben. Um Neun konnte ich dann mit Anstand starten.


So warm, wie es bereits war, versprach es, ein heißer Tag zu werden. Ich nahm mir vor, möglichst schnell zu laufen, um in Kempten noch einen Weiher zum Baden zu finden. 


Auf dem relativ kurzen Weg heute habe ich allein 6 Pilger überholt. Wo waren die bloß die Tage vorher? Nur ein Pärchen hatte ich in Marktoberdorf beim Essen gesehen.
Außerdem waren viele Radfahrer unterwegs.


Eine einfache Kirche mitten im Wald - die Waldkirche. Ein Paar Stöcke und ein Paar Turnschuhe standen herrenlos in der letzten Bankreihe - Opfergabe oder unnötiger Ballast?
Kurz darauf lag ein riesiger Findling im Wald, der sogenannte Dengelstein.


An diesem riesigen Stein, bestehend aus "Herrgottsbeton" (Nagelfluh) wetzt angeblich der Teufel seine Sense, wenn den Menschen etwas Schlimmes bevorsteht.


Nach dem langen Weg durch den Kemptener Wald gab es immer wieder auch einen Blick auf die Allgäuer Berge, wie hier auf den Grünten.


Kurz vor Kempten liegt der Bachtelweiher. Da war es Zeit für ein Radler und einen Sprung in den See, angenehm frisch und mit wenig Badegästen.
Die restlichen 3 Kilometer waren dann ein Klacks.
Ich war schon recht stolz, dass ich die heutigen knapp 20 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,2 kmh gelaufen bin, trotz der Hügel und meines Rucksacks.
Aber Übermorgen bin ich wieder langsamer unterwegs.


Kempten liegt an der Iller und ist eine der ältesten Städte Deutschlands, wenn nicht sogar die älteste. Die erste Erwähnung als Cambodunum ist bereits über 2000 Jahre alt.


Die Burghalde ist der älteste besiedelte Teil Kemptens und liegt auf einer Anhöhe, die anfangs auf beiden Seiten von der Iller umflossen wurde. 


Ein Blick auf den Rathausplatz mit seinen alten Gebäuden. Und kaum saß ich im Cafe fing es heftig an, zu gewittern.


Überhaupt sieht das Wetter ab morgen nicht allzu freundlich aus, immer wieder Gewitterwarnungen,Starkregen mit Überschwemmungsgefahr und Temperaturen zwischen 11 und 15 Grad (Mittwoch: Höchsttemperatur 11 Grad!).
Da muss ich mich wohl warm anziehen und schnell bewegen.



Zu Füßen der St. Lorenz Basilika habe ich in einem Biergarten zu Abend gegessen. Bratensülze mit Bratkartoffeln ist hier das, was Matjesheringe an der Ostsee sind: Meist von ordentlicher Qualität, nicht allzu teuer und bekommt man fast überall.
Nebenbei konnte ich wieder meine Umgebung beobachten.
Ein kleines Mädchen mit dunklem Lockenschopf und gepunktetem Kleidchen, vielleicht 5 Jahre alt, bot eine Solovorstelung vor den Stufen der Kirche: Tanzend, singend, im Kreis herum wirbelnd, mit Kusshändchen und Augenaufschlag, ganz Dame von Welt und kaum jemand hat es gesehen, sie tanzte vor imaginärem Publikum und war ganz zufrieden damit.
Erstaunlich auch das Paar vor mir (beide etwa mein Alter): 
Zumindest er offensichtlich frisch verliebt, ließ keinen Blick und keine Hand von ihr, während sie, Arme verschränkt, Blick immer wieder zur Seite, wohl nicht so recht wusste, was sie davon halten sollte. Nach Küsschen hier, Küsschen da, tiefen Blicken, ging es dann ans Bezahlen. Beim Betrag von 6,40€ heftige Diskussion, ob man getrennt oder zusammen zahlt (????).
Beim Aufstehen dann zeigte sich, dass der Herr doch noch etwas Nachhilfe in Sachen Outfit benötigte: Er trug zum pinkfarbenen Hemd eine knallgrüne Bermudashorts und gelbe (!) Slipper.
Würde ja vielleicht noch bei einem 20-jährigen Beachboy in LA durchgehen, aber.......
Übrigens habe ich die beiden auf dem Heimweg vor den Schaufenstern eines Herrenausstatters wieder getroffen!











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen