Sonntag, 11. Mai 2014

Bautzen - Demitz / Thumitz (20 Km)



Nach einem wiederum ausgezeichneten Frühstück verließ ich heute Morgen mein überaus nettes Hotel und verabschiedete mich vom schönen Bautzen.
Es war recht windig und über den Himmel jagten viele weiße Wolken. Dafür war die Luft sehr klar und man konnte weit über das Land schauen. 
Zuerst führte der Weg lang an der Spree entlang, durch ein romantisches Tal. Ein neugieriges Eichhörnchen neckte mich immer wieder.


Danach lief ich lange Zeit durch Felder und an kleinen Weilern vorbei.


Da hier immer noch sorbisches Gebiet ist, sind die Ortsschilder zweisprachig beschriftet.


Die Sorben sind die einzige deutsche Minderheit mit eigener Sprache, eigener Kultur und eigenen Bräuchen, eigenen Schulen und auch einigen Sonderrechten. So müssen zum Beispiel sorbische Frauen in Tracht auf dem Motorrad keinen Helm aufsetzen.
In Preske fiel mir ein schöner Garten auf, in dem ein Mann arbeitete. Er sprach mich an und fragte, ob ich eine richtige Pilgerin sei. Da fiel mir so schnell nichts dazu ein und ich antwortete, dass ich so eine Mischung aus Wanderin und Pilgerin sei, so viele Sünden müsse ich nicht abbüßen. Da lachte er und ich bekam noch eine Geschichtsstunde: Ich befände mich direkt an der Grenze zwischen der Oberlausitz und dem Bistum Meißen auf dem Frankenweg. Ganz stolz war ich, dass ich wusste, dass vor mir bereits Napoleon hier lang gezogen war.
Er bat mich, einen kurzen Moment zu warten, er wolle mir etwas holen, sprang ins Haus und kam mit einer goldfarbenen Münze wieder heraus, die einen sogenannten "Pumphut" zeigte. Er schenkte mir die Münze, erklärte, wenn ich sie in meinen Geldbeutel steckte, würde mir nie mehr das Geld ausgehen und wenn ich mal wieder mit mehr Leuten in der Gegend sei, würde er uns kostenlos durch Bautzen führen, ich solle ihn nur anrufen, Telefonnummer fände ich auf seiner Website Pumphut 2004.
Damit entließ er mich, nicht ohne mir aufzutragen, die Kirche von Göda anzuschauen.


Sehr neugierig suchte ich natürlich gleich im Internet und fand heraus, dass Pumphut der Spitzname eines Kobolds war bzw. eines Müllergehilfen, der zaubern konnte und böse und geizige Menschen bestrafte und der so einen hohen Hut mit breiter Krempe trug.
Gleichzeitig benutzte ihn aber auch der Mann, den ich gerade getroffen hatte für Themenführungen in Bautzen. Außerdem ist er ein hier in der Gegend recht bekannter Zauberer. Jedenfalls war das wieder eine sehr nette und lustige Begegnung.


Die Kirche in Göda schaute ich mir natürlich an, ruhte ein wenig meine Füße aus und stellte fest, dass ich Hunger hatte.
Nur gut, dass gleich um die Ecke das Gasthaus zum Hirsch lag, wo es sehr leckere Bratkartoffeln mit Spiegeleiern, gewürzt mit einem netten Gespräch mit der sympathischen Gastwirtin gab.
So erfuhr ich, dass demnächst der MDR hier im Lokal dreht. Die Wirtin hat mir versprochen, mich zu informieren, wann dieser Film läuft.


Jetzt sollte mir der weitere Weg nicht mehr schwer fallen. Der Wind pustete inzwischen immer kräftiger, manchmal musste ich mich richtig gegen ihn stemmen.


Auch die Wolken sahen zunehmend bedrohlicher aus. Der erste Regenguss erwischte mich am Waldrand, den konnte ich gut aussitzen auf meinem eingepackten Rucksack mit Regenschirm. Als ich dann jedoch weitergehen wollte, weil der Regen nachließ und es plötzlich donnerte und blitzte fand ich das gar nicht mehr so lustig! Da musste sich in Windeseile ein Gewitter zusammengebraut haben, denn noch vor 20 Minuten war nichts davon zu sehen gewesen! Waldrand ist keine gute Idee bei Gewitter, also sprang ich schnell in den Wald und suchte mir einen Baum, der recht stabil aussah, denn inzwischen nahm der Wind auch ordentlich zu. 
Ich kämpfte noch mit meinem Regenumhang (kein leichtes Unterfangen bei starkem Wind) als es auch schon heftig anfing zu regnen und bald auch zu hageln. Nach 10 Minuten war der ganze Spuk wieder vorbei.


Ich beeilte mich dennoch, meine Unterkunft zu erreichen, weil ich dem Frieden nicht so recht traute - und das war auch gut so, kurze Zeit später wurde es scheinbar Nacht und kurz darauf goss es wie aus Kübeln. Das durfte ich aber bereits aus meinem Zimmer beobachten!





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