Donnerstag, 22. Mai 2014

Stollberg - Zwickau (ca. 32 km)


Ganz schön heiß war es heute - und ganz schön viele Kilometer waren das, so weit wollte ich gar nicht laufen, aber eins nach dem anderen.
Nachdem ich heute zwar früh am Frühstückstisch saß, aber eine solch riesige Portion aufgetischt bekam (kein Buffet) konnte ich natürlich nicht nach einem halben Weckle davon rennen. Also kam ich doch erst kurz nach neun los.
Der Himmel war wolkenlos, die Temperaturen noch angenehm, ich freute mich auf den heutigen Weg, obwohl vermutlich viel Pflastertreterei dabei sein würde.


Zunächst jedoch ging es gemütlich und schattig neben der Autobahn her und ich genoss die Aussicht, da Stollberg ja relativ hoch liegt. Es wurde sogar noch besser, nach einem weiteren Anstieg - ich war jetzt etwa 500 Meter hoch - hatte ich einen absolut genialen 360 Grad - Blick, bis hinüber zum Fichtelberg. 


Obendrein gab es hier oben eine ganze Herde Kälber und Mutterkühe. Wegen der Hitze standen einige in einer riesigen Pfütze, kühlten sich die Hufe und beäugten mich wieder sehr neugierig.


Sogar ein ganz Kleines war dabei, leider von der Mutter getrennt, die ganz unglücklich war. 


Da oben fühlte ich mich wie im Paradies, habe lange Zeit nur gestaunt und geschaut und völlig die Zeit vergessen. 
Eine Weile später trennte ich mich dann doch und wurde von einem Radfahrer überholt und angesprochen, ob das nicht ein wenig langweilig sei, so alleine zu wandern. Nach 20 Minuten hatte ich ihn so weit, dass er auch am liebsten gleich alleine los gezogen wäre. 


Nach einer Lesepause stellte ich fest, dass ich vergessen hatte, meinen Ersatzakku zu laden und mein Handyakku nur noch 30 Prozent Ladung zeigte. Mist! Also machte ich mein Handy aus und verließ mich von jetzt an auf die Markierungen. Ich musste ja noch zu meiner Unterkunft finden und da gab es keine Markierungen!


Die Aussicht war immer noch fantastisch, aber allmählich wurde es immer wärmer. 
Als ich dann 2-3 Kilometer direkt neben der Autobahn, ohne Schatten, laufen musste, war ich doch recht froh über meine Wanderungen auf Elba oder Korsika, wo ich oft in der Hitze auch längere Strecken gelaufen bin und so gut vorbereitet war.


Auch nach dem Autobahnstück ging es nicht viel besser weiter. Der Krach hörte zwar auf, aber weiterhin hieß es lange Zeit Straße laufen, mal mit und mal ohne Gehweg. 
Leider habe ich mich noch zwei Mal verlaufen, die Markierungen sind hier lange nicht mehr so oft angebracht, wie am Anfang in Bautzen. Da heißt es aufpassen und nicht träumen!
Reindsberg zog sich wirklich kilometerlang an der Straße hin. Es gab viele sehr gepflegte Häuser und Gärten, Parks, Sparkassen, Blumenläden, eine Autoreparaturwerkstatt, die Jakobikirche


aber weder eine Gaststätte noch einen Laden, wo ich mir etwas hätte kaufen können. Das ist mir bisher nur auf meiner Tour im Herbst passiert! 
Wasser hatte ich ja ausreichend, aber das war ziemlich warm und ich träumte von einem schönen kühlen Radler!
Schon kurz vor Zwickau entdeckte ich endlich eine Bäckerei - und das einzige kühle Getränk im Angebot war eine Capri Sonne! Ich glaube, so was habe ich zuletzt mit 12 Jahren getrunken. Es schmeckte fantastisch!


Endlich führte der Weg auch weg von der vielbefahrenen Straße hinunter zur Mulde (diesmal die Zwickauer Mulde) und ich ging durch ein schönes, kühles Waldtal die letzten Meter bis zur Zwickauer Stadtgrenze.
Dort sollte eine Brücke über die Mulde führen. Das tat sie auch, aber leider war sie wegen Bauarbeiten gesperrt!
Das durfte jetzt aber nicht wahr sein! 
Mein Handy konnte ich nicht benutzen, um einen anderen Übergang zu finden, sonst reichte es später nicht mehr, um meine Pension zu finden. Die Karte aus dem Pilgerbüchle zeigt nur rudimentär den Pilgerweg.
Andere Leute gab es nicht (die wussten wohl alle, dass die Brücke gesperrt war).
Es musste mir also irgendwie gelingen, meinen Markierungen zu folgen.
Zunächst schaute ich mir die Brücke genauer an. Raufkommen war kein Problem, einsturzgefährdet sah sie auch nicht aus.
Auf der anderen Seite war jedoch alles verrammelt, auf normalem Weg kam man nicht runter. Dabei ließ sich die Baustelle von dort aus locker umgehen. Blieb nur der Weg seitlich über das Brückengeländer. Mit Rucksack ein bissle schwierig! Also setzte ich den Rucksack ab und schleuderte ihn so gut es ging Richtung Radweg, in der Hoffnung, dass er nicht plötzlich in den Bach kullerte. Zum Glück verhedderten sich die Gurte im Zaun, so konnte nichts passieren. Ohne Rucksack war es eine Kleinigkeit, über das Geländer zu kommen.


Nach diesem Foto sagte mein Handy nicht einmal mehr "Piep"!
Da war guter Rat teuer! Jetzt konnte ich zwar den Pilgerzeichen weiter folgen, die führten mich aber nicht zu meiner Unterkunft!
So in etwa hatte ich den Weg im Kopf, aber nicht einmal beim Namen war ich mir ganz sicher. 
Schon blöd, wenn man sich so auf sein Equipment verlässt!
Ich lief also zunächst mal in die vermutete Richtung und sah tatsächlich kurz darauf ein Hinweisschild für Autofahrer mit dem Namen meiner Pension. Ganz begeistert folgte ich ihm und konnte mein Glück kaum fassen.
Nach etwa 3 Kilometern neben einer viel befahrenen Straße kam ich doch etwas ins Zweifeln, sollte die Pension so weit außerhalb liegen?
Ich fragte eine junge Frau, die gerade aus ihrem Auto stieg (sonst war niemand zu Fuß unterwegs, alle fahren hier Auto).
Sie schaute mich etwas mitleidig an (vermutlich sah ich ziemlich fertig aus) und meinte, das sei noch ein ganzes Stück zu Fuß, die Autofahrer würden erst mal um den ganzen Ort herum geführt. Als Fußgänger hätte ich natürlich direkt dort hingehen können - wenn ich die Adresse gehabt hätte. Dumm gelaufen!
Nach weiteren 2 Kilometern saß ich dann vor meinem erträumten kühlen Radler, welch ein Genuss!


Und nach einem sehr leckeren und sehr üppigen Abendessen im Biergarten bin ich inzwischen völlig wieder hergestellt und ausgesöhnt, war ja eigentlich ein schöner und erlebnisreicher Tag heute. Und meinen Ersatzakku werde ich in Zukunft nur noch voll geladen mitnehmen!
















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