Donnerstag, 8. Mai 2014

Görlitz - Buchholz (etwa 28km)



Mein erster Wandertag auf dieser Fußreise! Da ich nicht gerne durch die Vororte größerer Städte laufe, wollte ich die ersten 5 Kilometer bis Ebersbach mit 
dem Bus fahren. Am Bahnhof sollte die Fahrt beginnen, doch ausgerechnet für meinen Bus fand ich keine Haltestelle! Erst ein junger Mann, den ich fragte, konnte mir weiterhelfen: Die Haltestelle war auf die gegenüberliegende Seite verlegt worden, nur habe man wohl das Haltestellenschild vergessen! 
Von Ebersbach aus fand ich meinen Weg leicht und er war hervorragend markiert, so dass ich eigentlich keine Karte gebraucht hätte.


Von weitem grüßte mich immer wieder die Landskron. 
Allerdings gefiel mir der Himmel nicht so recht, immer mehr dunkle Wolken ballten sich zusammen. Kurze Zeit später regnete es tatsächlich ganz ordentlich.
Die Gelegenheit, mein Tarp (eine Art riesiger Umhang, zur Not auch als Zelt nutzbar) einzuweihen. 
Sowohl beim Anziehen als auch auf dem Weg erwies sich das Teil als sehr praktisch, auch wenn es nicht gerade eine Zierde ist. Jedenfalls habe ich einige Pilger überholt, die damit beschäftigt waren, Regenhosen anzuziehen oder überhaupt Klamotten zu wechseln.
Ja, mindestens sechs weitere Pilger waren mit mir auf der gleichen Wegstrecke - fast schon überlaufen!


Nach einer guten halben Stunde riss die Wolkendecke auf, der Regen hörte auf und vor allem die Rapsfelder leuchteten regelrecht in der sauberen Luft.
Der Weg führte bald in ein größeres Waldstück und dort auch stetig bergauf zur Hochsteinbaude. 
Bauden waren früher Hütten für Viehhirten im Gebirge, inzwischen nennt man vor allem im Riesengebirge die Herbergen für Wanderer so.
Am Hochstein angekommen war ich zwar völlig verschwitzt (14 Kilogramm bergauf sind einfach ganz was anderes, als in der Ebene), wurde aber entschädigt durch eine bizarre Felslandschaft und ein sehr leckeres Mittagessen.


Hier traf ich dann auch erneut meine beiden Pilger vom Bahnhof und wir setzten unser Gespräch von gestern Abend weiter fort.
Sie passten dann auch auf meinen Rucksack auf während ich auf eine Aussichtsplattform stieg und die überwältigende Aussicht genoss.


Bergab lief es sich natürlich wesentlich einfacher! Ich kam durch etliche kleine Dörfer, viele Häuser saniert, einige jedoch überaus marode, aber immer mit freundlichen Menschen, die mich grüßten oder nach meinem Ziel fragten.


Hinter Melaune, da war ich schon über 20 Kilometer gelaufen, zog sich der Weg immer geradeaus kilometerlang auf der Straße hin, vorbei an einigen Windrädern. 


Jetzt weiß ich wenigstens, dass jedes Windrad einen Namen hat, z. B. Flotte Lotte oder - besonders nett -Drehbrumrum.
Auch Buchholz zog sich noch - gefühlte - 3 Kilometer an der Straße entlang, bis ich endlich vor meiner Unterkunft stand und freundlich von meiner Gastfamilie und einer kleinen weißen Katze begrüßt wurde.


Hier hatte ich jetzt ein ganzes Appartment für mich alleine und Familienanschluss gab es gleich dazu. Nach dem Duschen wurde ich zum Abendessen eingeladen, wo Eltern, Tante, Kinder und ein Enkelkind beieinander saßen. Es ging recht lebhaft zu und die älteste Tochter, die auch Pädagogik studiert, quetschte mich nach allen Regeln der Kunst aus, während ihre kleine Tochter (etwa ein halbes Jahr alt) immer wieder fast den Tisch abräumte oder unbedingt mein Essen wollte.
Als es etwas ruhiger wurde erzähte mir der Hausherr noch von einem Verein, den er mitbegründet hat, der in Tansania ein Krankenhaus gebaut hat und jetzt einheimische Ärzte ausbildet und dort anstellt. Danach zeigte er mir ein paar beeindruckende Bilder. 
Beim anschließenden Hofspaziergang entdeckte ich ein paar neugeborene Lämmer, eine trächtige Ziege und einige Kaninchen.
Ein weiteres Schaf hatte sich so im Zaun verheddert, dass ich schnell den Hausherrn holte, um es zu befreien. Und zum Schluss sprang mir eine kleine weiße Katze auf den Schoß, um es sich mindestens 20 Minuten schnurrend darauf gemütlich zu machen. Dass meine schwarze Hose danach aussah wie Sau muss ich sicherlich nicht erwähnen.
Als ich dann kurz mach neun wieder in "meine Wohnung" ging, um meinen Blog zu schreiben, bin ich dummerweise sofort auf dem Sofa eingeschlafen und erst nach 24 Uhr wieder aufgewacht, da hatte ich dann keine Lust mehr zum Schreiben!


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