Donnerstag, 29. Mai 2014

Helmbrechts - Marktschorgast (24 km)


Auch heute wieder: Dicke Wolken, Temperaturen im einstelligen Bereich, immer wieder Regen. Aber heute war ich schlauer, habe gleich meine Regenhose angezogen und so waren auch nasse Wiesenwege kein Problem.
Mein Gastwirt schien heute Morgen ziemlich froh zu sein, sich wenigstens mit einem Gast (mir) unterhalten zu können. Er erzählte mir von seinen Fahrradtouren über die Alpen (teilweise im regelrechten Schneetreiben), von den Schwierigkeiten ein Landhotel zu betreiben, von hochwertigem Essen, wir diskutierten über die neuerlichen Überschwemmungen im Osten und er wollte mehr von meiner geplanten Tour wissen - und das alles mit offenem Hosenladen (seinem)!


Die ersten 6 Kilometer führten durch einen wildromantischen Wald, allerdings immer wieder auch mit heftiger Steigung.
Im Moos, an den Gräsern, den Blättern, überall glitzerten Wassertropfen. Hin und wieder regnete es leicht. Bis heute Nachmittag habe ich nicht einen einzigen weiteren Menschen zu Fuß unterwegs gesehen, höchstens mit dem Auto.
Die einzigen Geräusche außer meinen Schritten waren die zwitschernden Vögel, die Regentropfen, das Rascheln der Blätter und manchmal die Autos von der relativ nahen Autobahn.
Die 700 Meter Marke habe ich heute auch um wenige Meter überschritten.
Sicherlich wäre der Rundumblick schön gewesen, im Dunst konnte man weitere Berge allerdings nur erahnen.


Die Kirchen der Gegend tragen Zwiebeltürme und sind sehr opulent ausgestattet und geschmückt.
Auch die Basilika in Marienweiher habe
ich mir heute angeschaut, eine der ältesten Marienwallfahrtskapellen in Deutschland.


In einem extra Raum hängen viele Marienbilder, Danksagungen, Bitten um Hilfe, dort stehen Kerzen und Puppen (?) als Dank.


Auch heute fand ich auf dem Weg nicht eine offene Gaststätte oder ein Cafe! Also mümmelte ich stattdessen mein "Vogelfutter" (Nüsse und Cranberries) mit ein paar Schluck Wasser. Dafür war die Aussicht schön!


Kurze Zeit später tauchten hinter mir 2 Wanderer mit offensichtlich recht schweren Rucksäcken auf.
Einer winkte fröhlich mit dem Stock - ob das auch Pilger waren?
Ich wartete auf die beiden, die sich als Vatertagswanderer herausstellten.
Einer wirkte etwas angeschlagen, meinte, sie seien jetzt schon 12 Kilometer gelaufen, er sei fix und fertig!
Der zweite schalt ihn, er solle nicht so rumjammern und wollte von mir wissen, wie weit ich denn heute schon gelaufen sei. Da war das Erstaunen groß, als ich meinte, 20 Kilometer seien es sicher, erst recht, als ich erzählte, dass ich vor gut 3 Wochen in Görlitz los gelaufen sei.
Die 2 wollten es kaum glauben, fanden es total "cool", dass ich als Frau allein durch die Gegend laufe und das auch noch gerne und freiwillig.
Wir liefen noch ein Stück gemeinsam und als ich mich beschwerte, dass nicht eine Kneipe aufgehabt habe, zog einer der beiden 3 Bierflaschen aus seinem Rucksack und so kam ich doch noch zu meinem Bier. Dass ich meine Flasche vor Ihnen geleert hatte, bescherte mir noch ein paar Pluspunkte (bei mir war es die erste, bei den beiden sicherlich bereits die dritte oder vierte).
Mit vielen Wandertipps und Vorschlägen für nette Biergärten, die ich unbedingt besuchen solle, trennte ich mich wieder von Sven und Martin (inzwischen waren wir beim Du angekommen) und hoffte, dass sie den restlichen Weg nach Hause noch ordentlich schafften, waren zwei Nette.


Jetzt war es nicht mehr weit nach Marktschorgast. Am Wegrand blühten wieder viele Lupinen und ich entdeckte eine hübsche, leicht verwilderte Kapelle.


In Marktschorgast schien, wie auch in den Dörfern zuvor, alles zu schlafen. Erst als ich die Tür zu meinem Gasthof öffnete wurde ich eines Besseren belehrt:
Unglaublicher Lärm aus mindestens 20 Männerkehlen schallte mir entgegen, 20 Augenpaare musterten mich und schon kamen die ersten Anmachsprüche.
Die Gastwirtin beeilte sich, mir meinen Zimmerschlüssel zu geben und meinte, die hätten heute alle Ausgang.
Sehr viel besser war es in meinem Zimmer aber auch nicht, es lag direkt über der Gaststube und draußen bretterten immer wieder Autos über das Kopfsteinpflaster.
So müde wie ich bin werde ich sicher trotzdem prima schlafen.







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