Samstag, 19. Oktober 2013

Bremen



Ein fröhlicher Pilger, der Jakobus, nur hat ihm wohl jemand seinen Wanderstab geklaut!
Heute Morgen war wieder einmal große Wäsche angesagt und diesmal musste ich, anders als bei den letzten beiden Malen, quer durch die halbe Stadt fahren, allerdings wohne ich ja auch ziemlich außerhalb.


War am Ende aber gar nicht so schlecht, weil ich auf diese Weise auch die östliche Vorstadt ein wenig anschauen konnte. Mit ihren vielen kleinen Läden und Restaurants, den Cafés und Bars, den vielen unterschiedlichen Nationalitäten erinnerte es mich ein wenig an St. Pauli, aber wesentlich sauberer und nicht so aufdringlich.
Sogar den Bretterzaun gibts in der Helenenstraße - wie in St. Pauli.


Gleich daneben idyllische Kopfsteinpflasterstraßen mit Rosen in den Vorgärten.


Eine warme Jacke und ein wenig Kleinkruscht habe ich nach Hause geschickt, je leichter der Rucksack ist, desto besser. Es soll ja noch mal richtig warm werden.
Dann habe ich einen ausgiebigen Stadtbummel gemacht.
Zuerst bin ich 265 Stufen auf den Dom hinauf geklettert. Im Treppenhaus war es so eng, dass zwei Leute nur mit intensivem Körperkontakt aneinander vorbei kamen. Es war ziemlich lustig!
Leider waren die Fenster des Doms mit einem Drahtzaun gesichert, so dass ich die Aussicht nur kariert genießen konnte.


Dann ging ich auf "Jakobusjagd". Einer schmückt ja schon den Beginn der Seite, er steht im Domgarten. Einen weiteren fand ich im Dom selbst.


Der hat auch noch seinen Pilgerstab.
Obendrein habe ich auch die "Dommaus" entdeckt, die früher als Symbol  für Hexen und Teufel galt, die am Betreten der Kirche gehindert werden sollten (die zu Stein werden sollten).


Leider ist sie nicht so gut zu erkennen, aber sie befindet sich im Altarraum und der war abgetrennt und durfte nicht betreten werden.
Leider bekam ich meinen Pilgerstempel nicht, da der Zuständige am Wochenende wohl nicht da ist. Aber ich hatte ja noch das Bremer Geschichtenhaus empfohlen bekommen.
Dazu musste ich zunächst zum Schnoor-Viertel, den ältesten noch erhaltenen Häusern Bremens, die wie an einer "Schnoor" aufgereiht sind.


Heerscharen von Besuchern drückten sich durch die wirklich ganz reizenden kleinen Gässchen.
Am Geschichtenhaus wurde ich aufs Freundlichste empfangen, bekam einen sehr schönen Pilgerstempel, einen Kaffee und durfte ohne Eintritt zu zahlen an der nächsten Vorstellung im Geschichtenhaus teilnehmen.
Eine Gruppe von etwa 20 Personen wird in einen Raum geführt - und schon befindet man sich mitten in einer Art Theaterstück zur Geschichte Bremens. In jedem Zimmer (es gibt sieben oder acht) erzählt ein anderer Schauspieler in der entsprechenden Zeit als Fischverkäuferin oder Kaffeeröster oder Schwedischer Soldat aus seiner Sicht die Ereignisse. Das war wirklich lebendige Geschichte. 
Am meisten hat mich jedoch beeindruckt, dass das Ganze ein Projekt der AWO ist und die Schauspieler lauter Langzeitarbeitslose. 
Fotos sollten nicht gemacht werden, deshalb gibt es einen weiteren Jakobus, der über dem Eingang zum Geschichtenhaus hängt, weil dieses Haus früher einmal eine Pilgerherberge war.


Ich schlenderte weiter durch die Stadt und landete auch in der Böttcherstraße, deren markante Häuser Ludwig Roselius, ein Bremer Kaffeekaufmann, zwischen den beiden Weltkriegen erbauen ließ und die eines der wenigen erhaltenen Beispiele expressionistischer Baukunst sind. Interessant ist auch das Glockenspiel aus 30 Porzellanglocken und zwei Aquarien, die in die Backsteinfassaden eingelassen sind.


In einem der Häuser befindet sich das Paula Modersohn-Becker Museum, das erste Museum, das für eine Frau erbaut wurde.
Da ich ja schon das Museum ihres Mannes in Fischerhude besucht hatte, wollte ich jetzt auch ihres anschauen, zumal ich sie für eine ausgesprochen faszinierende und starke Künstlerin halte.
Mit gezücktem Geldbeutel betrat ich das Museum, um zu erfahren, dass der Besuch heute -weil Ausstellungseröffnung sei - nichts koste, normalerweise wären das 10€ gewesen (Glück?.....Zufall?).


In der Ausstellung ging es um die Selbstdarstellung von Künstlerinnen als Akt, ausgehend von Paula, die das als erste wagte. Sehr vorsichtig und sensibel zusammengestellt und dokumentiert, so dass zum Voyeurismus kaum Raum war. Interessant auch, wie die Künstlerinnen den schwangeren oder alternden Frauenkörper interpretiert haben. Ich habe diese Ausstellung jedenfalls recht nachdenklich, aber auch seltsam berührt verlassen, sie ging mir im wahrsten Sinne "unter die Haut".
Ein fantastisches Treppenhaus ist mir im Museum noch aufgefallen, selbst schon das reinste Kunstwerk.


Und morgen wird weiter gelaufen!
















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