Freitag, 25. Oktober 2013

Vechta - Steinfeld (21,7km)


Heute Morgen habe ich meinen Pensionswirt ein wenig besser kennengelernt, einen unglaublichen Mann, der bereits 10 Kilometer gejoggt war bis zu unserem Gespräch um halb neun, der neben seiner Pension mit 11 Zimmern noch eine Weinstube betreibt und einen Weinhandel für ausgesuchte Weine, für die er 8 - 10 mal im Jahr nach Italien oder Frankreich fährt, der Einrichtungsgegenstände für seine Pension und das Hotel seiner Tochter entwirft und sie im Vechtaer Strafvollzug anfertigen lässt, der seine Weinstube als Ausstellungsraum versteht, in dem zur Zeit jede Menge Bilder von Helmut Helmes hängen (die meisten gehören ihm selbst), der die erste Zapfanlage für Prosecco entwickelt hat (zumindest für Deutschland), dem die Energie aus allen Poren kocht - und der im September seinen 80. Geburtstag allein auf einer Hütte in den Schweizer Bergen gefeiert hat.
Ich vermutete falsch gehört zu haben, denn auch optisch hätte ich diesen Mann auf keinen Tag älter als 65 geschätzt, drahtig, durchtrainiert, wendig, auch in der Sprache, ein "Macher".
Solche Menschen faszinieren mich - und stimmen mich auch optimistisch, man kann eben doch was dafür tun, auch im Alter fit zu bleiben, aber man muss daran arbeiten!
So waren denn auch seine Abschiedsworte an mich: "Wir kämpfen weiter." Ich versteh es als Aufforderung und Kompliment.


Da ich ein weiteres Mal an der Propsteikirche St. Georg vorbei kam, habe ich noch mal nach meinem Pilgerfreund Jakob gesucht und ihn diesmal auch gefunden, direkt neben dem Altar, wo ich mich gestern nicht hin getraut habe, weil einige Frauen beim Gebet in der Kirche saßen.
Dieses Wochenende ist Stutenmarkt in Vechta und überall wurden schon die Stände aufgebaut.
Vor der Kirche waren einige junge Männer, Messdiener, mit ihrem Zelt beschäftigt. Als sie mich sahen, meinte einer, ich sei wohl auch schon etwas weiter gelaufen, wo ich denn herkäme. 
Bei meiner Antwort fiel ihm bald die Kinnlade herunter und die Jungs stellten mir jede Menge Fragen und waren ziemlich begeistert. Das hat mich dann doch gefreut!


Landschaftlich war es heute nicht so abwechslungsreich, meist verlief der Weg über ruhige Fahrstraßen, weitgehend nach Süden. Es war recht diesig und manchmal tröpfelte es etwas.
Zwei Autofahrer wollten mich mitnehmen, aber ich konnte ihnen glaubhaft versichern, dass ich lieber laufe.


Aber selbst bei diesigem und regnerischem Wetter sind die Herbstfarben fantastisch!
Da ich am Rand eines trockengelegten Moores entlangwanderte, sah ich heute etliche Torffabriken.


Riesige Berge aus Torf warteten auf ihre Verpackung und durch die Landschaft zogen sich tiefe Gräben. Teile des ehemaligen Moores sollen wieder unter Wasser gesetzt werden, in der Hoffnung, dass wieder ein Moor entsteht und zum Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen werden kann.


Einen richtigen "Berg" habe ich heute bestiegen, immerhin 82m hoch und tatsächlich mit schönem Rundumblick, auch wenn man heute nicht sehr weit sehen konnte.


Kurz darauf kam ich in Steinfeld an und bezog mein heutiges Quartier.
Ich bekam hier ein "Kühlschrankfrühstück", das heißt, im Zimmer habe ich einen Kühlschrank vorgefunden, der berets mit dem Frühstück für den nächsten Morgen bestückt war, sogar Brot war schon da, obwohl am nächsten Morgen noch Brötchen gebracht werden sollten. Und von allem gab es so viel, dass es sowohl zum Abendbrot wie auch zum Frühstück reichte!










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