Dienstag, 15. Oktober 2013

Harsefeld - Zeven (ca. 30km)


Hier seht ihr mich mit meinem wichtigsten elektronischen Werkzeug. Ohne mein I-Phone wäre ich manchmal ziemlich verloren, wenn die Markierung ausgerechnet an der Kreuzung mal wieder fehlt!
Eine lange Etappe stand mir heute bevor, zudem war Regen angesagt - eine schlechte Kombination. Viele Einkehrmöglichkriten schien es laut Plan auch nicht zu geben, also schon eine kleine Herausforderung.
Nach einem ordentlichen Frühstück, konnte ja dauern, bis ich wieder was bekäme, lief ich um halb neun los - und lief erst mal nur im Kreis bzw. ständig hin und her. Sowohl die Markierung als auch die Beschreibung im Heft waren so ungenau, dass ich den Einstieg in meinen Weg einfach nicht fand. Natürlich fing es auch noch ordentlich an zu regnen und ich hoffte inständig, dass der Tag nicht so weiterginge. Nur mit Hilfe meines Smartphones fand ich dann doch noch den richtigen Weg.


Zum Glück hörte es bald wieder auf zu regnen und es regnete bis heute Abend nicht einen Tropfen mehr, sogar die Sonne blinzelte ein wenig, dabei war für den ganzen Tag ergiebiger Regen vorausgesagt! Jetzt weiß ich immer noch nicht, ob meine Schuhe wasserdicht sind.
Sehr, sehr einsam war die Gegend, durch die ich heute gelaufen bin, höchstens vereinzelt standen ein paar Häuser am Horizont. Dafür konnte ich wieder etliche Tiere beobachten:
Insgesamt sicher zehn Rehe, wenn auch nicht alle gleichzeitig, ein Auerhuhn (mein erstes in freier Natur), viele Vögel, auch Kraniche.
Der Weg war wenig abwechslungsreich, die meiste Zeit ging es auf asphaltierten Wegen einfach nur geradeaus.


Immerhin erfuhr ich anhand einiger Informationstafeln am Wegrand, dass ich mich auf einer jahrhundertealten Straße befand, dem Napoleonsweg.
Bereits die ersten isländischen Pilger benutzten diesen Weg vor über 1000 Jahren, aber auch Handel Treibende und vor allem das Heer. Napoleon war es, der diese möglichst gradlinige Verbindung von Bremen und Stade befestigen ließ, um seine Kanonen und Soldaten dort möglichst schnell verschieben zu können, daher hat der Weg auch seinen Namen.
Kilometer um Kilometer ging es durch die  einsame, immer gleiche Landschaft geradeaus.


Durch diese Gleichförmigkeit wird natürlich das Kopfkino um so mehr angeregt, manchmal war ich ganz erstaunt, dass ich schon wieder ein oder zwei Kilometer weiter war.
Etliche große Findlinge säumten den Weg, manche auch mit Inschriften und Infotafeln.


Eine Inschrift für alle, die noch Sütterlin lesen können, übersetzt: Jakobsweg und Napoleonsweg.


Der hat mir besonders gefallen und es gibt auch eine Geschichte dazu:
Hier im Stuhenfieren, einer wahrlich einsamen Gegend, stand früher ein Gasthaus. Aber der Gastwirt und seine Leute beraubten die Gäste und im schlimmsten Falle wurde man umgebracht und verbrannt. Nachdem diese bösen Taten ans Licht kamen, mussten alle ins Gefängnis. Dennoch drang nachts ein Höllenlärm aus dem Gasthaus. Drei mutige junge Männer und ein Hund wollten der Sache auf den Grund gehen. Sie gingen nachts zum Wirtshaus," hörten wieder den Lärm, rissen die Tür auf, schoben den Hund hinein, schlossen schleunigst hinter ihm die Tür - und hörten ihn schrecklich jaulen und winseln. Als er nach einer Weile immer leiser wurde, öffneten sie  vorsichtig die Tür. Da kam er munter angesprungen, sie hatten ihm im Eifer den Schwanz eingeklemmt.


Das Wetter besserte sich zusehends und nach 15 Kilometern immer geradeaus gab es hin und wieder Kurven und kleine Orte. In Heeslingen gab es sogar ein Café und ich stärkte mich für die letzten 6 Kilometer mit Kaffee und Kuchen.
Nur noch wenige Kilometer vom heutigen Ziel entfernt ergab sich dann aber eine ungeahnte Schwierigkeit: Der Pilgerweg war wegen Bauarbeiten gesperrt und ich stand ohne Karte ziemlich dumm da. Erst versuchte ich mich weglos durch den Wald zu schlagen, gab das aber bald auf, weil ich mich mit meinem Rucksack überall verfing.
Da war guter Rat teuer. Plötzlich fielen mir Pfeile auf der anderen Seite der Gleise auf, gelbe Pfeile, typische Wegzeichen für den Jakobsweg. Sie führten nach einer anfangs beschwerlichen Strecke durch wunderschönen Wald bis nach Zeven.


Auch Blumen und Pflanzen bekamen wieder Farbe und dieser Baum hat sich einen Moosmantel angezogen.


Die endgültige Strecke für heute musste ich leider schätzen, da mein Gerät zwischendurch - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr aufgezeichnet hat. Aber es waren schon knapp 30 Kilometer, die meisten davon auf Asphalt. Das macht ziemlich müde.










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