Donnerstag, 17. Oktober 2013

Otterstedt - Bremen (24,6km)


Lange habe ich heute Morgen hin und her überlegt ob ich laufe oder mit dem Bus fahren sollte, denn es war Regen und für den ganzen Tag heftige Sturmböen (Stärke 8-9) angesagt.
Allerdings sollte der Weg auch am Modersohn Museum vorbei führen und durch eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, den Wümmeauen.
Klar bin ich gelaufen!
Windig war es schon, wirkte aber nicht bedrohlich, Regen war auch keiner zu sehen.


Manchmal kam sogar die Sonne raus. Insgesamt wirkte die Landschaft schon recht herbstlich, aber das Licht war einfach fantastisch.


Diese netten Rindviecher haben mir lange hinterhergeschaut. 
Allmählich wurde es auch windiger und ich war gespannt, wann mir die erste Eichel oder Kastanie auf den Kopf fallen würde, aber zu meinem Erstaunen habe ich nicht eine einzige abbekommen, obwohl es später richtig stürmte und um mich herum die Eicheln nur so zu Boden prasselten.


In Fischerhude. einem wirklich sehr hübschen kleinen Ort mit alten Häusern, herrlichen Gärten und viel Aussicht steht das Museum von Otto Modersohn. Er hat hier in Fischerhude lange Zeit gelebt und gemalt und seine Bilder haben mich schon immer angesprochen, in seinen Bildern liegt so viel Ruhe und Kraft, genau wie in der Landschaft um diesen Ort.


Das ist eines seiner Werke, das eine Landschaft ganz in der Nähe zeigt. Leider konnte ich in dem wirklich schönen Museum mit großen Fenstern, die die umgebende Landschaft wunderbar integrierten, nicht allzu lange bleiben, ich hatte ja noch einige Kilometer vor mir.


Das ist ein Blick in den Garten des "Rilke-Cafés", hier trafen sich Rilke und Modersohn häufig.
Leider öffnete das Café, wie auch die anderen Gaststätten erst um 14 Uhr bzw.  16 Uhr, das war mir zu spät.
Inzwischen hatte es richtig heftig zu stürmen angefangen, die Wolken pfiffen nur so über den Himmel.


Manchmal gab es ein Loch zwischen den Wolken und die Sonne tauchte die Landschaft in ein gleißendes Licht, fantastisch gegen den dunklen Himmel.
Plötzlich hörte ich ein bekanntes Geräusch, irgendwo mussten Kraniche sein.
Bald sah ich sie auch, hunderte auf einer Wiese neben einem Stoppelfeld. Ganz vorsichtig schlich ich mich etwas näher, Kraniche sind extrem scheue Tiere. So gelang es mir auch kaum, ordentliche Fotos von ihnen zu machen.
Heute habe ich sie lange beobachtet, der Sturm hat sie wohl mutiger gemacht, manchmal waren sie recht nah. Ich hatte den Eindruck, sie spielten regelrecht mit dem Wind, ließen sich von ihm hochwerfen und stießen pfeilschnell wieder auf den Boden. Irgendwann waren fast alle in der Luft, das war ein toller Anblick - und ein ordentliches Geschrei.
Auch hier musste ich mich irgendwann losreißen, ich wollte ja noch bei Tag in Bremen ankommen.


Im einzigen Gasthaus am Weg, das geöffnet hatte, fand ich etwas Gutes zum Essen und war der Meinung, dass der restliche Weg nur noch ein Klacks wäre. Da hatte ich die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Von nun an verlief mein Weg mitten durch die Wümme-Auen, kaum Bäume und Sträucher, dafür Wiesen und Weiden, keine Häuser, Spaziergänger, Radfahrer, dafür plötzlich heftiger Regen und Sturmböen, die von vorn oder der Seite kamen, so heftig, dass ich beinah das Gleichgewicht verloren habe.
Und das zog sich dann über 10 Kilometer hin.


Einerseits war der Kampf gegen die Gewalt des Wetters fantastisch, der Wind heulte, Gras und Büsche bogen sich, die Vögel hatten wohl ihren Spaß und ich kämpfte mich voran. Erstaunlicherweise leuchteten trotz Regen und Wolken die Farben um mich herum besonders intensiv, da war außer dem Himmel nichts grau.
Aber meine Hose triefte (meine Schuhe waren dicht!), ständig drohte die Regenhülle meines Rucksacks sich zu verabschieden, meine Brille hätte Scheibenwischer benötigt (und ohne seh ich doch nichts), meine Kapuze musste ich festhalten und mein Schirm war zu nichts zu gebrauchen.


Kaum, dass ich die ersten Häuser Bremens erreicht hatte, hörte der Regen wieder auf!
Bis zu meiner Unterkunft waren es dann immer noch fast 4 Kilometer (der Wind hatte mich inzwischen wieder trocken geblasen), und ich war recht froh über meine schöne, warme Dusche (manchmal bin halt auch ich ein Warmduscher).






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